Blog über Magic: the Gathering und Brettspiele

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Legendary Atog #03: Treffpunkte und Zeitschriften

atog28

Geplant zu jedem Anfang des Monats werde ich ein Stückchen Erinnerung herausgreifen und das verbloggen. Dieses wird naturgemäss eine sehr persönliche Geschichte werden, da es meine Erinnerungen sind. Der Inhalt ist nur so gut, wie ich mich noch erinnern kann. Wenn in dieser Erinnerung andere Personen vorkommen, werde ich wie ihr es von mir gewohnt seid, nur die Vornamen aufschreiben. Diese Serie wird sich nicht an einer zeitlichen Reihenfolge orientieren und die Teile werden nicht aufeinander folgen. Die einzelnen Teile werden auch unterschiedlich gross.

Auch wenn sich die beiden ersten Teile schon wie ein „Who is Who“ gelesen haben: darum geht es in dieser Serie häufiger und auch in Bezug auf Magic. Man spielt es nicht alleine, man braucht dazu einen anderen Spieler. Die ersten Spieler haben wir in den letzten zwei Teilen schon verloren und andere werden dazu kommen.

September Herbst 1994.

Rollenspiele beim Nobby sind in der Clique inzwischen out, dafür bringen wir unsere Karten mit. Zusammen mit Thomas und DanielH ergibt sich eine regelmässige Vierer-Runde. Am Donnerstag zur Eisenstrasse, Freitag und / oder Samstag im privaten Kreis. Auch wenn wir die Regeln noch nicht genau kennen, spielen wir in dieser Zeit schon relativ häufig.

In Düsseldorf kennen wir inzwischen die üblichen Verdächtigen etwas besser. Ich versuche mir dort Spiritual Sanctuary anzutauschen, aber die will mein Gegenüber einfach nicht abgeben. Dieser wiederkehrende Lifegain ist einfach zu gut. Kartenbewertung in dieser Zeit ist sehr geprägt durch persönliche Vorlieben.

Irgendwann sehen wir jemanden, der genauso schüchtern in die Altentagesstätte kam, wie wir noch einige Wochen zuvor. Natürlich wollen wir direkt seine Tauschkarten sehen, und es stellt sich heraus, dass er in Bochum studiert und normalerweise dort in den Magictreff geht. Der soll immer am zweiten Mittwoch sein, also nicht in der kommenden Woche sondern in der darauf. Wir verabreden uns, dass wir uns im Bochumer Fantasy-Laden in der Nähe des Hauptbahnhofs treffen.

Bochum (eine Reise wert)

An die erste Fahrt dahin kann ich mich noch gut erinnern. Ich hatte inzwischen den roten Mercedes und musste mich noch etwas daran gewöhnen, denn es war eine meiner ersten Fahrten. Mit meinem faltbaren Falk-Plan fand ich famos den Fantasy-Fachhändler. Bei diesem hingen wir noch gefühlt sehr lange Zeit herum, es dauerte bestimmt mehr als eine Stunde, bis es endlich los ging. Ausser dem Bochumer Student, der vermutlich ebenfalls hier einen Aushilfsjob hatte, kam auch noch der – wenn ich das jetzt so sagen darf – dicke Ladenbesitzer mit. Sein schwarzer rauschender Vollbart und die kleine runde Brille sahen sehr sympatisch aus. Die fuhren dann vor, ich sollte hinterherfahren.

Die Fahrt verlief durch verschiedene Strassen mit baulich voneinander getrennten Fahrtrichtungen, ich versuchte immer, an den beiden dran zu bleiben, denn sie wuselten im Feierabendverkehr über mehrere Spuren. Nach einem U-Turn an einer grossen Kreuzung ging es unvermittelt nach der Tankstelle von der mehrspurigen Hauptstrasse in eine kleine Seitenstrasse und nach wenigen Metern erreichten wir das Coco Loco.

Coco Loco
Im Coco Loco war es am Mittwoch abend eher nicht voll, wir gingen in den Gesellschaftsraum, der über drei Tische mit vielleicht zwölf Plätzen verfügte. Mit zwanzig Leuten würde der Raum überfüllt sein. An dem Tag waren vielleicht fünfzehn da und immer mussten ein paar stehen, und es war eng. Aus der Karte wählte ich fritierte Kartoffelwürfel mit Aioli, hauptsächlich, weil es das günstigste Gericht war (dass ich das vierfache an Sprit verfahren habe, war mir zu dieser Zeit egal).

Beim Tauschen fanden fast alle Tauschpartner interessante Karten in meinem Ordner. Während die Düsseldorfer mich in dieser Beziehung schon „ausgezogen“ hatten und kaum noch was zum Eintauschen finden konnten, war das in Bochum anders. Die Leute suchten aber auch ganz andere Karten. Umgekehrt hatten sie auch nicht diese „Powerkarten“ wie die Düsseldorfer. Während an der Eisenstrasse vornehmlich Moxe, Icys, Shivans und Juzám Djinns getauscht wurden, interessierten sich die Bochumer auch für die Karten, die weniger wertvoll waren, die aus aktuellen Serien stammten und die gut gespielt werden konnten.

Apropos Shivan Dragon. Dabei fällt mir Michael ein, ein Schulkamerad von mir, der in seinen ersten Startern und Boostern sogar zwei Shivans aufgemacht hatte. Er verstand es auch, direkt zu erkennen, dass die Karte gesucht und teuer ist und tauschte einen davon gegen einen guten Teil anderer Karten, obwohl sein Deck mono-rot war und er einen Drachen dafür aus dem Deck nehmen musste. Vielleicht auch gerade deshalb.

„From up here we can drop rocks and arrows and more rocks“ „Uh, yeah boss, but how do we get down?“
Goblin Balloon Brigade

Der erste Abend in Bochum verlief sehr gut. Ich tauschte mir Karten an, die in Düsseldorf gesucht waren – und die ich dementsprechend auch nicht oder nicht mehr hatte. Am darauffolgenden Donnerstag hatte ich in Düsseldorf ein Aha-Erlebnis. Durch die neuen Karten aus Bochum verstärkt, war mein Tauschordner nun viel interessanter und ich konnte mir nicht nur das, was ich dafür abgegeben hatte, zurücktauschen, sondern hatte immer noch einen Bonus dabei, der meiner damaligen Einschätzung nach den Wert beim Tauschen ungefähr verdoppelte oder mindestens veranderthalbfachte.

Zwei Wochen später in Bochum (den Weg fuhr ich wie zuvor, aber ohne Zwischenstop im Laden) konnte ich wieder so tauschen, dass diese Karten wieder gegen solche vertauscht wurden, die ich in Düsseldorf abgeben konnte. Die Magic-Seidenstrasse! Auf beiden Seiten war es einfach, noch eine aktuelle Uncommon oder Common mit dazu zu nehmen, die wiederum später einen Tauschgegenstand bilden würde. (Wenn ein Tausch wertmässig nicht aufging, hatte man immer ein paar der geringeren Seltenheit dabei, um den Deal durch entsprechenden Ausgleich abzurunden.) In den folgenden Zeit war es einträglich, Karten zwischen Düsseldorf und Bochum hin und her zu tauschen. Ich bekam offensichtlich (auch) den Archtyp „Trader“.

The Duellist – und andere Magazine

Der dicke Ladenbesitzer hatte noch ein paar Zeitschriften „The Duellist“ dabei. Die erste Ausgabe war leider vergriffen, aber von der zweiten Ausgabe wären da noch ein paar. Ich kaufte dort meine erste nur auf Magic fokussierte Zeitschrift.

Natürlich haben wir schon vorher einige Zeitschriften gekauft. Diese waren die Quellen für Informationen zu Magic, beispielsweise, welche Karten in einem Set waren und welche seltener war und welche nicht. Da wir noch kein Internet hatten, und Wizards die Kartenhäufigkeit bis zu einem bestimmten Zeitpunkt geheimer behandelte als den Print Run (seltsame Marketingmethoden sind eben keine neue Erfindung) waren wir auf diese Informationen angewiesen.

Zeitschriften dieser Zeit hatten unterschiedliche Qualitäten. Die meisten waren ursprünglich Rollenspiel- oder Gamingmagazine, die den Trend „collectible card game“ aufgriffen. Am seltsamsten aus dieser Gruppe war die Shadis, die sogar aus meiner vielleicht etwas verschobenen Sicht auf Rollenspiele seltenere Systeme ausführlich behandelte. Der redaktionelle Inhalt war grössenteils unbrauchbar (wie sich das erklären kann, darauf kann ich eventuell zurück kommen, wenn wir beim Jahr 2008 sind…). Die Shadis hatte aber auch Kartenlisten und ebenso seltsame Magic-Varianten wie Artikel – und was wichtiger war: manchmal lagen Magic-Karten bei, vielfach auch Promokarten von Serien, die noch nicht im Handel waren. In den Shops, in denen die Besitzer nicht selbst spielten, bekam man manchmal diese Zeitschrift.

Vorgreifend erwähne ich jetzt schon mal die erst 1995 erscheinende Inquest (später: Inquest Gamer), die mir immer zu albern, vulgär und plakativ war. Dafür hatte sie die besten wiederholten Kartenlisten und ein Ratingsystem für Karten, über das ich manches Mal gegrübelt habe, wer die Karten jetzt falsch einschätzt.

Auf deutsch gab es keine ernstzunehmende Konkurrenz. Sowohl Nautilus wie auch später die eigenständige Kartefakt (Abenteuer Medien Verlag) waren zeitlich gesehen immer im Rückstand. Oft erschienen Ausgaben über Magic-Sets erst, wenn bereits das folgende Set erschien und auch inhaltlich boten die Artikel keinen Tiefgang, der über das, was in anderen Zeitschriften stand, hinausging. Während ich meine Exemplare eher als Fehlkauf einstufte, hatte die Kartefakt / Nautilus aber eine Fangemeinde unter den deutschsprachigen Magicspielern.

Michael (aus Neuss)

Michael (aus Neuss), einer von Norberts Freunden, die zusammen die Ausbildung gemacht haben, kommt inzwischen auch zu unseren wöchentlichen privaten Spieleterminen. Nur bei den ersten beiden Abenden war er zurückhaltend, dann packt es ihn und er steigt voll ein. Kurz noch zur Benennung. Michaels Nachname ist so ähnlich zu dem des anderen Michaels, den ich weiter oben bereits nannte, dass er zur Unterscheidung bald „Michael aus Neuss“ war. Ich bleibe bei der kurzen Bezeichnung hier, denn Michael (aus Neuss) wird eine wichtigere Rolle spielen und daher mag ich diese sperrige Benennung nicht dauernd benutzen.

Michael hatte einen anderen Weg gefunden, mit Magic anzufangen. Er kaufte nur wenige Booster, hauptsächlich auch deutsch limitiert, die zu dieser Zeit aktuell im Laden waren. Aus heutiger Sicht beurteile ich den Grund dafür auch darin, dass er nicht schon mit den englischen Karten eingestiegen war und weil sie von einigen Spielern (in Bochum) besonders nachgefragt wurden. Später dazu mehr. Seinen Grundstock an Karten erwarb er aber vollkommen anders. Dazu muss ich doch noch etwas ausholen.

In einer der ersten Wochen, nachdem wir uns über den Nobby kennen lernten, wollte Michael mich abends zu irgendwas einladen. Was genau, das wollte er nicht sagen. Essen? Nein. Kino? Nein, lass dich überraschen. Ich schon so: *schluck*
An dem ausgemachten Termin kam er mich abholen und ich stieg zu Michael, der rotes Sakko und Schlips trug, in den aubergine-farbenen Kadett E GSI mit dem Vanille-Duftbaum. Wir fuhren nach Essen Magaretenhöhe in ein Hotel. Im Tagungsraum angekommen und einen Platz in einer grösseren Gruppe an den Tischen gefunden ahnte ich nach einigen Worten des Vortragenden, was laufen sollte. Aber ich hatte keinen Bock in das System einzusteigen, was „todsicher“ mehrere 100% bis mehrere 1000% Gewinn verspricht, wenn man fünf weitere Freunde findet.
Auf der Rückfahrt meinte ich zu ihm: hätten wir mal lieber Karten gezockt…

Die Wertsteigerung von Magic-Karten (hier: hauptsächlich Beta und Power-Karten, out-of-prints) ist aber bereits zu dieser Zeit wahrnehmbar gewesen und lag ebenfalls in diesem Bereich. Dazu hatte Michael schon einen Deal eingefädelt und einige Zeit später verfügte er über eine enorme Masse an Karten, die mehrere Aktenkoffer füllte. Es waren so viele, dass er sich selbst wohl etwas übernommen hatte. Wie ich später von ihm erfuhr, hat er den Bestand aufgekauft, als Markus (ja, der aus dem Laden) seine überzähligen Rares, Commons und Uncommons abgestossen hat und das hatte ihn fünftausend Mark gekostet (was im Ãœbrigen den Kaufpreis meines Mercedes überstieg, und das gewesen wäre, was ich bei dieser Gruppierung… wenn ich…).

Um wieder Liquidität rein zu bekommen, bot er Nobby, ThomasG, DanielH und mir an, von diesem Bestand Karten zu kaufen. Wir konnten also den ganzen Abend durch unzählige pralle Displays mit Alpha, Beta, Unlimited, Arabian Nights, Legends und Revised-Karten grabbeln und alles Mögliche heraus suchen. Endlich mal ein Grundstock, um Decks quasi am Reissbrett zu entwickeln. Wir taten das beim Durchstöbern der Karten. Ein Deck um Wall of Fire und Glyph of Destruction? Da ist es. Ein Deck mit Scryb Sprites und Blood Lust (beides natürlich schwarzrandig) – da ist es. Mehrere Berserk und andere out-of-print Uncommons. Besonders DanielH und ich hatten unseren Spass beim „brainstormen“ von Deckideen in dieser Art.

Zum Glück haben wir das nicht alles realisiert. Aber vieles…

Schliesslich schrieb Michael für uns auf einen Zettel, was die Karten pro Stück kosten sollten. In der Summe kam mir das damals richtig viel vor, aber tatsächlich war das ein lächerlich geringer Betrag. Denn bei den Karten waren neben den genannten eher schrottigen Commons auch noch echte Highlights dabei, wie mehr als zwanzig Camouflage oder Consecrate Land, die vor ihrem Reprint in Time Spiral ja einen gewissen Wert hatten. Warum auch immer.

Ich erinnere mich noch, dass ich etwa das ausgab, was ich in anderthalb Monaten zur Verfügung hatte (und was damals auch nicht viel war). DanielH kaufte für etwas mehr, er war ja auch in der Ausbildung und verdiente richtig Geld. Nobbys Anteil war wohl der Löwenanteil, er holte sich für an die tausend Mark Karten und half Michael damit, diese Investition zu stemmen.

Denn sowas durfte man damals nicht laut sagen. Fünftausend Mark für Pappkarten ausgeben, das brachte mittelfristig die Erbfolge durcheinander. Da wurde man für bekloppt erklärt für!

Michael hat mir später erzählt, dass ihn das zum einen finanziell ganz schön belastete, weil er auch das nicht raus bekam, was er bei dieser komischen Gruppe reingesteckt hatte, und er andererseits die Preisgestaltung der Karten für uns hätte überdenken sollen, weil wir so an viele wertvollere Karten zu einem vergleichsweise viel zu günstigen (Pauschal-)Preis gekommen sind. X durch n war hier nicht die Super-Formel.

Aus Spanien in den Grunewald

Aber zurück in den Herbst 1994. Da das Coco Loco durch die Magic-Spieler gesprengt wurde (nicht wirklich, nur wurde der Quotient Geduld der Besitzer geteilt durch Anzahl der Teilnehmer kleiner als minus eins) und es wiederholt Diskussionen zwischen den Bedienungen und dem dicken Besitzer mit der Brille gab, wir mögen doch in dem Gesellschaftsraum bleiben (wobei ich Bilder von japanischen U-Bahn-Ordnern nicht aus dem Kopf bekomme, die Personen in die Züge drücken), war dies keine langfristige Lösung mehr. Er fand eine Lösung darin, anzukündigen, dass man den Standort wechseln würde. Das kommende Treffen würde im „Grunewald“ stattfinden. Das läge näher zur Uni und hätte einen grösseren Gesellschaftsbereich. Das würde uns hier zu klein. Schade, keine Kartoffelwürfel mit Aioli mehr.

Zwei Wochen später, im Grunewald, war es dann tatsächlich grösser. Wir hatten den kompletten linken Flügel für uns, wobei dort tatsächlich ein Klavier stand. Zwei lange Tische (10-12 Personen) und sechs kleine (4 Personen) boten in dem Bereich ausreichend Platz, damit sich unsere Gruppe eher klein und verlaufen vorkam. Sowohl die Wirtsleute wie auch die späteren jungen Kellnerinnen waren immer sehr freundlich (etwas, was im Ruhrgebiet durchaus häufiger ist, was man aus Düsseldorf aber nicht so kennt). Ausserdem gab es eine Schnitzelkarte. Die Abende waren gerettet!

In Bochum war ich oft alleine, kaum einen Termin habe ich verpasst. Nobby und Daniel mussten arbeiten, Thomas auch und es war ihm auch zu weit weg. Ich hätte zwar gerne Begleitungen gehabt, aber so blieb eben mehr für mich… im Sinne von Tauschmöglichkeiten. 😉

Aber irgendwann (es muss Urlaubszeit gewesen sein und nach dem Umzug in den Grunewald) waren auch DanielH und Nobby zu begeistern, mit nach Bochum zu fahren. Ausserdem war Michael dabei, und während Nobby einfach alles mitmachte und Icy Manipulatoren kaufte, als hiesse es damit die „Wir-tappen-alles-GmbH“ zu gründen, Daniel sich mitziehen liess und tauschte, wenn man ihm offene Ordner auf den Schoss legte, war Michael nicht zu bremsen.
Das im Grunewald war sein Ding.

Ganz viele Atogs

Im Grunewald hörte ich von einigen Leuten, dass sie irgendeine zufällige Commonkarte sammelten. Das hörte sich schon etwas verrückt an. Gut, in Düsseldorf gab es das auch. Die Leute dort hatten seitenweise Juzám Djinns.

Manchmal waren das gute Karten (Flying Men, Dark Ritual), manchmal totaler Abfall. Ich entschied, dass ich Atogs sammeln sollte, also eher in Richtung „Abfall“. Ein guter Grundstock war ja bereits gesetzt. Ich begann, mir Atogs wie Muster ohne Wert bei den Tauschaktionen mit dazu zu nehmen oder mir auch gerne schenken zu lassen. Da es auch Leute gab, die andere Commons sammelten (oder auch mal Uncommons), brachte man sich die einfach mit und verschenkte die. Es kam durchaus häufiger vor, dass Leute beim nächsten Treffen einen ganzen Stapel Atogs dabei hatten (und froh waren, die irgendwie los zu sein).

Michael hatten es die Fire Elemental angetan. Das war schon eine bessere Karte. Sein Ziel war, dass es keine Fire Elemental mehr im lokalen Einzugsbereich geben sollte und darum „tauschte“ er alle davon an. So um die zehn konnte ich beisteuern, sein Grundstock war auch schon durch seinen Aufkauf gut bestückt (so um die 50 Elemental hatte er am Beginn dieser Aktion schon). Ich behielt vier Revised Fire Elemental zurück. Nur für den Fall, dass es ernst werden sollte mit der Fire-Elemental-Knappheit…

Nobby, DanielH und ThomasG …und Michael

Ein paar Mal waren Nobby, der das sehr begrüsst hat, und Daniel, bei dem ich das Gefühl hatte, ihn immer motiviert zu haben, also auch mit im Grunewald. Nobby füllte sich seine Ordner mit Legends- und Beta/Unlimited-Rares, die ihm noch fehlten. Er kaufte dort mehrfach Icy Manipulator, Word of Command und andere Karten, die ihm gefielen. Funktion und Namen des Winter Orb gehörten dazu.

Dafür hatte er ein Album, dass für Telefonkarten (kennt die noch jemand?) gedacht war, die man zu dieser Zeit auch sammeln konnte. Dies hatte je zwei mal vier Karten auf jeder Seite und Nobby hatte immer nur die eine Seite gefüllt, wodurch es schon chic war, wenn man durch seinen Ordner blätterte und jeweils acht mal jede Karte gesehen hat.

Irgendwann wurden uns die Duelle bei Magic aber zu langweilig. Wenn wir schon zu viert spielen, kann man das nicht so machen, dass alle vier gleichzeitig spielen? Die Duelle waren in ihrer Dynamik immer so vorhersagbar und wurden irgendwann langweilig. Im Laufe der Zeit und mit mehreren Anläufen versuchten wir eine Spielvariante, bei der vier Leute spielen – was sich wohl sinnvollerweise als Erweiterung des Duells darstellen lässt, welches die Grundform bei Magic ist.

Two-Headed Giant
Das resultierte im 2-gegen-2 Team, eine Variante, die in mehreren Spielgruppen mit leicht abgewandelter Form ausprobiert wurde. Beide Teams hatten 40 Lebenspunkte (weil jeder Spieler ja 20 hat) und die Züge waren nacheinander, also A-B-A-B. Das ging in der Form ganz gut. Als Name bildete sich „Two-Headed Giant“, als Anspielung auf Two-Headed Giant of Foriys heraus. Das gemeinsame Blocken gab es schon, aber Angreifen haben wir separat gemacht. Das kam dem damaligen Verständnis von Kreaturen entgegen, die ohnehin nicht so offensiv waren wie heute. Durch die 40 Leben und das „doppelte Blocken“ wurden die Spiele noch endloser als im Duell und man konnte ganz andere Karten spielen.

Seinem Partner auf die Hand gucken oder explizit über Handkarten sprechen, war aber nicht erlaubt. Später hatten wir dann eine unter Eingeweihten bekannte spezielle Sprache. „Stört der dich?“ oder „Muss das weg?“ deutete meistens darauf hin, dass man alle Kreaturen, alle Verzauberungen entfernen konnte, aber nachfragte, ob der Partner lieber sein Material behalten wollte oder lieber die gegnerischen Sachen weghaben wollte. Das war schon sehr lustig, weil nach einer spezifiziert erscheinenden Frage dann das Massenremoval kam.
Um eine einzelne gegnerische Karte zu entfernen hätte man ja nicht fragen müssen…

In diesem Format, dass es in abgewandelter offizieller Form auch seit der entsprechenden 2HG-Offensive um Time Spiral herum von Wizards gibt (wer erinnert sich nicht noch gerne an den 2HG Grand Prix Amsterdam?) wurde in weiterer Folge unser Lieblingsformat.

Selbst gequält haben wir uns dabei mit Norberts Orb-Deck. Weil Orb ja auch in Norbert vorkommt, war Nobby kurzzeitig nur noch der ‚Orb-Bert.

Seine Deckliste sah etwa so aus:

‚Orb-Berts Orb-Deck (so oder ähnlich)
Chaos Orb (und Nobby konnte gut werfen…)
Dark Sphere
Winter Orb
Icy Manipulator

und später, als Ice Age rauskam:
Zuran Orb

Ausgespielt waren auf vielen Karten also runde Dinger. Sogar heute noch wäre ein „Orb und Sphere“-Deck ein kreativer Ansatz. Aber Winter Orb und Icy Manipulator sind eben nur halb so lustig, wenn man auf der anderen Seite sitzt. Dazu muss man eventuell ergänzen, dass getappte Artefakte nach damaligen Regeln nicht mehr funktioniert haben, sodass man mit dem Icy den Winter Orb am Ende des gegnerischen Zugs getappt hat, um selbst alles enttappen zu können.

Nobbys Win-Condition waren übrigens Takklemaggot, Warp Artifact und Cursed Land – im Endeffekt machten die einen Schaden im Upkeep – die er über Skull of Orm immer wieder benutzen konnte. Und es war total egal, womit er gewinnen wollte, weil sein Lockdown-Deck mit irgendwas töten konnte. Und er mochte eben lange Spiele…

…und ich konnte nie Spiritual Sanctuary eintauschen!

Die Grunewald-Connection

Im kommenden halben Jahr sollte sich eine engere Beziehung zwischen Michael, Nobby und mir ergeben. Michael kam aus Neuss, holte seltener Orb-Bert noch ab (doofer Schichtdienst) und lud mich dann noch ein und gemeinsam fuhren wir regelmässig nach Bochum, wobei wir uns mehr oder weniger abwechselten, wobei Michael immer genau dann einen neuen Vanille-Duftbaum zu haben schien, wenn er fuhr. Natürlich direkt ganz ausgepackt, und noch zwei im Fondfussraum.

Teilweise gegenfinanziert haben wir die längeren Fahrten mit dem abwechselnden Besuch in Düsseldorf, denn wie schon gesagt funktionierte das Tauschen recht gut. Die Fahrtstrecke konnten wir mit Falk-Plänen auch etwas optimieren und damit war die Fahrzeit nicht mehr so lang wie beim Weg durch die Stadt. Von Neuss aus nach Bochum ist es trotzdem eine ganze Ecke.

4 Kommentare

  1. Hippy meint:

    Der Atogsammler….
    … sammelt nicht jeder irgendeine mehr oder weniger Schrottkarte? Mir hat es der damals richtig gute und heute nix mehr wert seiende Klon angetan. (ich finde den aber immer noch gut.) Keine Ahnung was man damit machen soll, aber welcher Sammler weiß das schon…..
    Wieder einmal ein schöner Beitrag. Bin schon mal gespannt auf die Litfass Zeiten und die „Messe- Exzesse“.

  2. atog28 meint:

    So was ähnliches wie „Messe Exzesse“ wären hier noch auf dem Plan gewesen, habe ich aber nicht mehr fertig gestellt. Kommen dann im nächsten Teil. Dies ist quasi nur ein „Intermezzo“. Ãœberschrift für Teil 4 steht also schon mal… 🙂

  3. Jashin meint:

    Das war seit langem mal wieder ein wirklich interessanter, weil ziemlich unkonventioneller Magicartikel. Schon krass, was ihr damals so an Kartenwerten bewegt habt.

  4. Teardrop meint:

    Wie immer toller Teil der Saga.
    Sollte man mal den Tschiller anrufen, der kann das dann verfilmen.

    @Jashin:
    Wenn man mal ehrlich ist: An Orten, wo viel mit Magic los ist, bewegt man wirklich schnell solle Kartenwerte. Das ist ja kein Gewinn, sondern Tausch.
    Bei den meisten war es halt weniger, weil wir alle nicht so richtig Geld übrig hatten als Schüler und Studenten. Die unter uns, die damals schon Geld verdient haben, die konnten sich auch Moxe und so leisten. Die waren am Anfang noch nicht so teuer wie heute, ich hätte für meine ersten 30 Mark zahlen sollen. Hatte die Kohle halt nie.

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