Blog über Magic: the Gathering und Brettspiele

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PTQ Düsseldorf 28.1.14

atog28

Ich habe mich ja vom Meister da reinquatschen lassen. 🙂

Mir war nicht danach, an einem PTQ teilzunehmen. Zumal ich weder Karten noch Ahnung vom aktuellen Standardformat habe. Ich kenne grösstenteils nicht mal die Karten wenn mir die Namen an den Kopf geworfen werden (wenn sie sich nicht in unserer Casualrunde etabliert haben). Doch dann war da dieses „Hey, ich habe da dieses Rogue-Deck und wir mischen damit alle auf und bringen das komplett durcheinander“.

Wer würde bei dieser Party absagen?

Mit dem Traum von Turn-3-Kills in einem Format mit getappt ins Spiel kommenden Ländern testeten wir gedanklich gegen einen Fischteich voll mit Goldfischen. Teils scheiterte ein ambitionierteres Testen an meiner GCCG-Installation, zum weitaus grösseren Teil aber an nicht dafür eingesetzter Zeit. So blieben die relativ regelmässigen Turn-4- oder Turn-5-Kills ein Gedankenexperiment ohne interagierenden Gegner.

Aber die Top-Decks der letzten Zeit sahen alle nach Kontrollaggro oder Aggrokontrolle aus, die eine unfassbar hohe Zahl von Ländern spielen wollten die auch noch grösstenteils nicht sofort einsetzbar sind. Das Format ist eher langsam und wie geschaffen für hyper-aggresive Decks. Leider ist der Burn nicht mehr so stark (ich will eben nie „Shock“ in meinen Decklisten lesen). Vollends überzeugt hat mich der Meister dann aber auch mit dem Satz „und ich spiele nur 15 Länder!“.

Dieses Deck sieht wie ein Aggrodeck aus, ist aber tatsächlich stark auf die enthaltenen Synergien angewiesen. Die beste Karte im Deck ist Akroan Crusader, insbesondere in Verbindung mit Titan’s Strength in der folgenden Runde. Diesen Start schaffte ich bei den Goldfisch-Testrunden recht oft. Im Turnier dann dafür nur einmal.

Mir gefielen die Madcap Skills anfangs nicht, da ich in einem „Synergiehaufen“ der die Interaktion aus comes-into-play-Triggern von roten Kreaturen, den Play-Trigger von Instants und Sorceries, Heroic-Triggern und multiplen Angreifern mit Pumpsprüchen nicht noch eine weitere „Combo“ hinzufügen wollte, die ausser mit Heroic keine Interaktion mit dem Rest des Decks bietet.

Auch die Rakdos Cackler stellten sich schnell als zu langsam heraus. Man wollte sie nie in den ersten zwei Runden spielen, da gab es immer andere Optionen die besser waren. In der dritten Runde waren sie als 2/2er ohne Haste nicht mehr effektiv genug. Legion Loyalist mussten es also werden.

Fünfzehn Länder, das klingt vielleicht wenig, aber wir haben etwas Statistik gemacht. Mir kam die Anzahl etwas zu gering vor, und ich dachte aus dem Bauch heraus eher an 17 Länder. Die Vorgaben sind: eine gewisse Mulligan-Wahrscheinlichkeit muss man einrechnen.

Obwohl die statistische Funktion um die Anzahl von Proben ohne Zurücklegen nicht unüberschaubar ist (siehe Wikipedia), bin ich immer grosser Fan von Monte-Carlo-Simulationen. Quasi der Hammer, der alle statistische Fragen zu Nägeln macht.

Hier das Ergebnis für 10.000 Anzahlen von 6, 7, 8, 9 und 10 gezogenen Karten, die jeweils aufeinander aufbauen. Man sieht hier, wieviel Mulligans man bei 7 Karten nehmen muss, wie die Verteilung bei 6 Karten ist und wie sich die Hand bei drei weiteren gezogenen Karten entwickelt (wobei man bei der Entwicklung zu 10 Karten nicht betrachtet, welche Hände man vorher schon aussortiert hätte). Dies ist das Ergebnis für 15 Länder.

15/60:

Senkrecht steht die Anzahl der Länder, waagerecht die Anzahl der Karten in der Hand. In der rot markierten Spalte sind die prozentualen Werte für diese 10.000 Durchläufe und es ergibt sich eine ungefähr 18%ige Mulligan-Wahrscheinlichkeit (kein Land). Ein oder zwei Länder zu haben ist super. Das sind 70%. Drei Länder kann man halten, ist aber eher schon eins zuviel. Auch da sind noch mal ca. 12% Mulligan-Wahrscheinlichkeit versteckt.

Ich habe mich bei drei Ländern auf 7 Karten nicht für einen Mulligan entschieden, da ich dann in die 6er-Spalte gegangen wäre, worin sich 32% Mulligan (bezogen auf dieselbe Probe) gezeigt haben.

Auch noch interessant ist, nach drei Draws nicht mit zuviel Land da zu stehen. Die blau markierte Spalte zeigt das. Wenn man dort auf drei oder mehr Ländern ist, ist man flooded. Die Differenzen zwischen den Prozentzahlen für 7, 8, 9 und 10 Karten sind relativ gering, was sich durch die niedrigere Landzahl ergibt. Bla.

Bei gleichartiger Betrachtung von 16 oder 17 Ländern im Deck sinkt zwar die sehr hohe Mulligan-Quote, aber das Flooden in der dritten Runde (sprich mit dem dritten Land) nimmt zu.

16/60:

17/60:

Daher habe ich von meinem Gefühl, dass 17 Länder spielen wollte, dann doch wieder Abstand genommen. 15 seems about right.

Hier zum Vergleich noch die Ergebnisse für 24 und 26 Länder, das sind die erwarteten Werte der Gegner. Hier ist mit mehr Land zu rechnen. Jede nicht-Land-Karte in diesen Decks ist potentiell stärker als unsere, aber auch teurer. Wichtig ist also, zu gewinnen bevor die Karten alle „online“ kommen.

24/60:

26/60:


Ãœblicherweise notiere ich mir Spiele in einem Notizblock um später auf die Aufzeichnungen zurückgreifen zu können. Den Block habe ich nicht mehr gefunden – mit einem Blick auf meine „Planeswalker Points“ konnte ich wenigstens feststellen, dass ich ihn wohl zuletzt im November 2012 genutzt hatte.

OMG!

Mein Block ist weg.

Aber es gab glücklicherweise Blöcke von mtgdiscount.de. Die Spiele habe ich trotzdem nicht mehr alle exakt im Kopf, aber die Details wollt ihr sowieso nicht wissen. Trotzdem mal wieder das alte Schema der rundenweisen Darstellung:

Runde 1 – Rob Peters (RG) Table 61
Ich gewinne den Würfelwurf und habe den Start mit dem Nivmagus Elemental. Sein RG-Scry-Land (sagte ich schon ich kenne die Kartennamen nicht?) verrät mir, dass der Plan ist, das auf 5/6 hochzupumpen. So ist es auch und er legt zwischendurch noch eine Hydra (World Eater) und einen Domri, aber als er schliesslich auf 5 Leben ist, habe ich eine Masse von Angreifern und kann einen mit Madcap Skills pumpen. In elf Runden habe ich schliesslich drei Länder. Perfekt.

Im zweiten Spiel hat Rob einen Ooze und Mass Removal in Form von Anger of the Gods. Er lässt immer zwei Blocker stehen und sinkt nicht unter 11 Leben. Eine eventuell 9/9 grosse Hydra gewinnt ihm dann das Spiel.

Im dritten Spiel shocke ich seinen Manaelf und beseitige auch die Mana-Mauer, allerdings bin ich etwas screwed und gewonnen habe ich es durch Dynacharge ohne Overload in Runde 5.

Win 1-0

Runde 2 – Robin Sauer (UBG) Table 19
Robin ist der ideale Gegner, wie seine ersten Länder verraten. Er beginnt mit UB-Scryland und spielt ein Thoughtseize um auf 18 zu gehen und mir den Young Pyromancer zu nehmen. Trotz Crusader und einigen Sprüchen kann ich in diesem Spiel nicht viel machen. Ich ziehe ein Land nach dem anderen und sehe ihm dabei zu, wie er noch einen Thoughtseize auf mich spielt, ein paar der 2/3 UB-Flieger baut, durch die ich ohne Sprüche nicht durchkomme und später die 6/6 Dämonen legt. Ein Titan’s Strength kann durch Scry wenigstens noch ein Land weglegen, trotzdem habe ich bald sechs auf dem Tisch, eins noch auf der Hand und ironischerweise deckt er mit Nightveil Specter auch noch einen Mountain auf. Die Chanche auf 8 Länder ist quasi nicht da. Ich schätze sie auf unter 0,01% und merke mir, das später auszurechnen…

Im zweiten Spiel halte ich nach Mulligan eine Hand mit einem Land, Denizen, drei Burning-Tree Emissary und Young Pyromancer, allerdings kommt hier kein zweites Land – und Robin hat da schon zwei Demons. Auch nicht der perfekte Start für mich.

Loss 1-1

Aside: ich habe im Nachhinein die Chanche auf 8 Länder über eine grössere Anzahl von Versuchen auf die oben beschriebene Weise ermittelt und kam auf 24 Fälle von 200.000 in denen in den ersten 12 gezogenen Karten 8 Länder oder mehr waren. Das entspricht 0,012%. Lucky me.

Runde 3 – Robin Meis (UW) Table 61
Dieser Robin schafft es, im ersten Spiel, das er beginnt, meine ersten drei Kreaturen inklusive Nivmagus Elemental mit Supreme Verdict zu beseitigen. Ich spiele sofort drei Kreaturen nach, und er hat das zweite Supreme Verdict. Eine Else und Jace später war’s das. Nach dem Match sagt er, dass er die Else glücklich getopdeckt hat.

Im zweiten Spiel geht es einfach zu lange. Ich habe eine lange Liste von Lebenspunkteänderungen bei ihm aufgeschrieben. Fest steht: ich hatte kein Gas – auf den Burnplan umgeboardet und dann zuwenig Land (obwohl zwei Mutavaults mitgespielt haben) um in einem kontrolligeren Umfeld zu spielen. Bei ihm steht: „20-16-14(L)-13-12-9-8-11(SphRev)-10-7-14(AzCh)“ und das war einfach nie zuwenig um das nicht zu gewinnen. Am Ende hat er auch noch Board und Hand voll und ich nicht.

Loss 1-2

Runde 4 – Alexander Lichtenberg (WB Aggro) Table 76
Alexander, der den Würfelwurf gewinnt, will kein Mirror. Ich glaube nicht, dass es eins wird. Aber seine kleinen weissen Männchen sind teilweise gut ausgestattet. Protection from Multicolored hilft eben auch gegen Nivmagus Elementals. Im ersten Spiel ist er leicht screwt und legt zwei Länder ungetappt um 2 Leben zu verlieren (eins auf 6 Life). Das Spiel kann ich gewinnen.

Im zweiten Spiel mache ich einen spektakulären Fehler. Er ist auf 7 und versucht sich über einen globalen +1/+1-Effekt und vielen Blockern abzusichern. Mit meinem Angriff und einem Weapon Surge mit Overload kann ich ihn so weit reduzieren, dass er im kommenden Angriff ganz sicher tot ist (ich hatte irgendwie dann 6 Schaden und drei Kreaturen übrig oder sowas). Ich habe drei Länder und er hat mich letzte RUnde mit einer Eule von 20 auf 18 angegriffen. Die ist also schon mal getappt. Vor dem Angriff spiele ich noch ein Männchen um einen +1-Trigger von einem Denizen zu kriegen. Im Angriff dann den Weapon Surge, den er mit dem Opfern der Eule countert. Ich habe natürlich kein Mana mehr übrig, weil ich

  1. das Männchen vor dem Angriff gespielt habe für den greedy +1 Trigger
  2. noch einen Mountain auf der Hand gehalten habe um like a pro zu bluffen (ohne Mana – super Plan)

Das war so übel. Ich opfere den Spruch noch in das ungeblockte Nivmagus Elemental, was kurzzeitig einen Disput wie „dann brauch ich den ja nicht zu countern“ auslöst, aber wir fangen uns regeltechnisch soweit und am Ende sterben meine ganzen Tokens (statt sein Team zu eleminieren) und ich kann nur mit einem Schadenspunkt durchkommen. So ein fail.
Da mein Board dann weg ist, verliere ich das grossartig.

Im dritten Spiel habe ich eine sehr gute Hand und er stellt aber auch einen 2/2 first strike als Blocker ab. Den will ich per Weapon Surge umnieten, wofür er einen Brave the Elements hat. Ich reagiere mit Shock und sage noch provozierend: komm, spiel noch das zweite Brave the Elements, dann kann ich die Doppel-Supreme Verdict und Doppel-Brave Geschichte erzählen.

Er hat das zweite Brave. Ich kann die Geschichte erzählen.

Loss. 1-3

Runde 5 – Kevin (GWR Naya) Table 75
Ich gewinne den Würfelwurf und kappiere endlich, dass mein Deck nur über die Token gewinnt. Entsprechend spiele ich es etwas sicherer gegen sein Naya-Aggro. Er meint zwar, mit den Watchwolf-Klonen das Aggrodeck zu sein, aber da er noch vier Leben durch ungetappte Länder verliert, macht er es mir eigentlich nur einfacher. Ein Massenpumper nimmt ihm die letzten 10 Lebenspunkte auf einmal.

In der zweiten Runde kriege ich den Goddraw (mit Denizen und mehreren Burning-Tree Emissary). Diese stampfen über seine 3/3 und 4/4 Blocker drüber und nebenbei gibt es immer noch sechs Schaden von den ungeblockten. Schliesslich blieben mir nur zwei Tokens, und er schiebt genervt zusammen, als ich einen davon mit Titan’s Strength pumpe: „Ja, und für den anderen hast du auch noch was.“

Win 2-3

Runde 6 – Ralph Esser (BRG) Table 60
Bei Ralph gewinne ich das erste Spiel über Pumpsprüche, das zweite gewinnt er mit dickem Ooze und Weltenfressender Hydra. Das entscheidende Spiel gewinnt er wieder mit dem Massenzerstörer Anger of the Gods.

Loss 2-4

Damit droppe ich aus dem Turnier und gönne mir einen freien Sonntagnachmittag. Trotzdem ist das Deck geil. Viel Spass beim nachspielen. 🙂

2 Kommentare

  1. cheonice meint:

    Grrrr, eigentlich wollte ich nie wieder Standard spielen! Das war’s dann wohl mit den guten Vorsätzen…

  2. Mario Haßler meint:

    Ja, über selbst vermasselte Spiele kann ich mich auch schön aufregen. Aber man darf nicht vergessen: Das ist ja schließlich das, was auf Dauer hängen bleibt. (Hätte ich damals nur daran gedacht, die Versorgungskosten von Nicol Bolas zu bezahlen…!)

    Deine statistische Methode wage ich im Ãœbrigen anzuzweifeln. Rechnerisch hat 60/15/7=0 eine Wahrscheinlichkeit von lediglich 12% (siehe z. B. Wahrscheinlichkeiten-Rechner auf „Magic für Freizeitspieler“). Deine Monte-Carlo-Simulation kommt auf 18%. Klar, 10.000 Stichproben sind nicht unendlich viele, aber das ist doch schon eine große Diskrepanz — allerdings zu deinen Gunsten, wenn man davon ausgeht, dass der Rechner stimmt. Dafür liegt 60/15/7=3 rechnerisch bei 18% und nicht bei 12% — so gleicht sich alles wieder aus.

    Die Summe aus 60/15/7=1 und 60/15/7=2 (also „Hand halten“) liegt mit 65% allerdings ziemlich genau bei deinem simulierten Wert von 67%.

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