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Wie werde ich Freizeitspieler (I)

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MTG Scrolls

Meine Sicht von Casual Magic ist falsch. Das ist mein Fazit, nachdem ich den folgenden Blog geschrieben und noch mal durchgelesen habe. Wie kommt es dazu, dass ich als langjähriger Casual-Spieler behaupte, davon selbst keine Ahnung zu haben? Ich habe acht Jahre (das ist gelogen, klingt aber nicht so schlimm wie die Wahrheit) in der Kneipe „Litfass“ Two-Headed Giant gespielt, bin nie zu Turnieren gegangen seit „Typ 2“ eingeführt wurde, und habe jede Woche mittwochs und freitags casual gespielt. Damit ich dieses englische Wort nicht so oft sehe, streue ich „Freizeitspieler“ auch mal ein. Da muss ich immer an Mario denken^^. Was besseres fiel mir auch nicht ein. Der typische Freizeitspieler behauptet nun: meine Sicht ist falsch. Warum das so ist, dazu später.

Wie werde ich Freizeitspieler?
Hat sich das mal jemand gefragt? Ich glaube eher nicht. Die Frage „Wie werde ich erfolgreicher Turnierspieler?“ wird häufiger gestellt und ist auch Dreh- und Angelpunkt der meisten Artikel im Internet. Ruhm. Geld. Ehre….
Damit auch der meisten erfolgreichen. Casual – not so much. Wenn doch mal ein Artikel für Freizeitspieler erscheint, ich nehme Zeromants gute Vorsätze [3] als Beispiel, dann ist es natürlich schwer, Freizeitspieler zu finden, die zwischen den turnierbezogenen Artikeln die anderen herausfinden. Und dann behandeln sie oft nicht das, was man gebrauchen kann.

Ich wende mich mit dieser Frage hauptsächlich an den turnierspielenden Herrn (oder an die turnierspielende Dame, euch zwei will ich nicht vergessen) der (die) sich insgeheim fragt, wie man „Casual“ Spieler wird.

Ok, vielleicht fragt sich das ja auch keiner. Mag sein. Casual, das kann schliesslich jeder?! Deck rausgeholt, ein bisschen gezockt, so zum Spass, das hat jeder schon gemacht und warum sollte man dieses „Format“ erklären? Kommen nicht mehr Spieler über Casual- zum Turnier? Haben wir nicht alle im Freizeitbereich angefangen? Ein Kumpel hatte dieses Spiel mit den bunten Karten, und erklärte es in ruhigen fünfzehn Minuten, und nach einer Stunde wollten wir auch diese Karten haben? Und dann gab es da irgendwo Turniere…

Aber ich denke, dass es da Potential gibt, denn Casual ist schwerer als man denkt. Wenn man es nur ernst genug nimmt. Daher ist dies der erste Teil einer locker als dreiteilig angelegten Serie von Blogeinträgen. Bevor wir beginnen der übliche „Disclaimer: was ich hier schreibe ist meine und nur meine Sichtweise, und das gilt vor allem für Freizeitspiele.
Im Laufe dieser Serie möchte ich mir Gedanken machen, welche Unterschiede es im Freizeitspiel gibt. Das ganze „Format“ zu betrachten, bekomme ich nicht hin, da kann ich mich auf den Kopf stellen.
Im aktuellen Teil soll es um die Einstellung der Spieler gehen, denn ich denke, dass diese das wichtigste Merkmal ist, das Casual ausmacht. Denn besonders im Freizeitbereich sind Menschen (und sogar Magicspieler) soziale Wesen die sich aussuchen, mit wem sie ihre Zeit verbringen. Beim Turnier kommt der Gegner an den Tisch.
Danach beschäftige ich mich mit den Varianten, und wie diese auf die Karteneinschätzung wirken und im dritten Teil mit dem Casual-Metagame, das ganz anders sein kann als man erwartet. Eventuell werden diese beiden Teile auch mehr gemeinsam haben und in einem Eintrag stehen. Mal gucken.

Teil 1 – Die Einstellung

Bei Turnieren ist es einfach, was die Einstellung des Spielers zum Spiel angeht. Rational denkende Wesen haben wir alle schon mal auf einem Magic-Turnier gesehen (manche kennen auch einen, der mal einen gesehen hat…) und sie wollen gewinnen. Alle.
Die Preisstruktur hilft bei dieser Annahme genauso wie die Erleichterungen, die mit einem hohen DCI-Rating verbunden sind. Klar. Wettkampfbedingungen.

Auch im Casual ist das Gewinnen eine übliche Belohnung, auf die hingearbeitet wird. Im Gegensatz zum Turnier steht der Wettkampf nur meist nicht im Vordergrund. Ein Spiel hat keine Auswirkung auf das nächste Spiel – vielleicht hat man schlechte oder gute Laune, aber es werden meistens keine Punkte gezählt.
Fragt man Freizeitspieler warum sie Magic spielen, bekommt man oft nur die ungenaue Antwort „es macht Spass“. Schon Mark Rosewater hat sich mit dieser Antwort beschäftigt und Spieler in drei Profile eingeteilt. Jedem Spieler weist er die Profile Timmy, Johnny und Spike [1] [2] zu, und jedes Profil hat ein anderes Ziel und damit ein anderes Verständnis von Spass.

Fazit:
Timmy – mag grosse Effekte (solide Kreaturen, Sprüche mit umfassenden Effekten)
Johnny – mag innovative Konzepte (Combos, Engine, wiederholbare Synergien)
Spike – mag effizientes Spiel (mana-power ratio, Konsistenz)

Um Casualspieler zu sein, hilft es, wenn man sein eigenes Profil kennt (man kann da so einen Test machen). Zwar ist der nicht so genau wie eine Blutgruppenbestimmung, aber es geht ja auch nicht um Fakten, sondern um die Einstellung, und die kann sich im Laufe der Zeit ändern. Meine Ausrichtung war vor Jahren mal Timmy/Johnny und hat sich inzwischen auf Timmy/Johnny/Spike geändert. Angeblich so selten wie Null Rhesus negativ. Schade eigentlich.

Häufig wird die Annahme geäussert, dass Spike nicht Casual spielt. Dadurch, dass Spike nur auf das Gewinnen aus ist, egal wie, und dass es Spike nicht um Spass geht. So einfach ist es aber nicht, denn jedes Spielprofil will gewinnen, nur jeder auf seine Art, und diese Aussage kommt eben nur aus einem anderen Spielverständnis – einer anderen Einstellung.

Weil mir die Einstellung der Spieler wichtig ist, behandele ich sie direkt im ersten Teil, dazu gehört aber mehr als die Motivation (diese drei Gruppen), die wir glaube ich ausreichend behandelt haben.
Sich jetzt auf eine Analyse von Spielgruppen unterschiedlichster Zusammensetzung zu beziehen, wäre wissenschaftlich, aber nicht unbedingt zielführend. Das Ergebnis lässt sich in freier Wildbahn beobachten – mit einigen Spielern spielt man gerne zusammen, mit anderen weniger gerne – das ist nicht besonders überraschend. Das hängt eventuell nicht mal mit den Motivationen zusammen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man auch mit Spielern zusammenspielen kann, die nicht das eigene Profil besitzen; vermutlich ist es aber von Vorteil. Kommentare bitte…

Was ist eigentlich Casual?
Diese Definition muss leider jeder selbst vornehmen, und daran liegt es auch, dass es schwer ist, für Casual Artikel zu schreiben (abgesehen von der Veranlagung, dass die meisten nur was für Geld schreiben wollen, und nur die wenigsten bereit sind für Casual-Artikel Geld zu zahlen – warum frage ich mich; denn es sollen die Freizeitspieler nach Angaben der Onlinehändler am Ende die beste Kundschaft sein).
Für mich ist Casual, wenn ich in die Kneipe meiner Wahl gehe (man spielt dort wöchentlich) und selbstgebaute Decks im Two-Headed Giant spiele; meist mit Leuten, die ich schon lange kenne.
In der gleichen Kneipe trifft man sich auch gerne mal zu einem privaten Draft. Den sehe ich schon nicht unbedingt als Casual an. Aber für Turnierspieler mag bereits ein privater Draft oder das Testen für ein Turnier das sein, was er als Casual empfindet. Darum ist es unglaublich schwer, wenn sich zwei über Casual unterhalten, auch sicher zu sein, dass sie das Gleiche meinen.

Was ist ein Casualspieler und was ein Turnierspieler?
Auf die Idee zu dieser Serie kam ich eigentlich auch aus dieser Konstellation: in der genannten Kneipe gibt es einen Stammtisch mit Platz für acht Spieler, an dem sich hauptsächlich Turnierspieler treffen, ihre Decks gegeneinander testen und eben erwähnte Drafts machen. Auf der anderen Seite gibt es Nischen mit Tischen für vier Spieler, an denen sich üblicherweise die Casual-2HG Runden tummeln.
Erst letztens fiel mir auf, wie festgefahren diese auf „Brauchtum“ zurückzuführende Trennung ist. Sie findet sich auch im Sprachgebrauch wieder, wenn in der 2HG Runde noch ein Spieler fehlt, dann überlegt man, die „Turnierspieler“ zu fragen. Umgekehrt wohl genauso. Ich will den Sprachgebrauch nicht verurteilen, aber es spiegelt die unterschiedliche Einstellung wider. Auch ein Turnierspieler spielt eventuell für sein Verständnis „Casual“ in der Kneipe. Es ist ja kein sanktionierter Draft – oder nur eine Testrunde fürs nächste PTQ. Was für den Turnierspieler Casual ist, empfindet der Casualspieler als Training und damit nicht als casual.

Und ich habe es gerade schon wieder getan – die Spieler in Gruppen aufgeteilt. Aber auch diese Einteilung dient nur dazu, die Grauzone klar zu machen, die zwischen Turnier und Casual besteht, und die von Spielern mit unterschiedlich starker Turnieraffinität unterschiedlich wahrgenommen wird. Typisch ist die unterschiedliche Ausprägung vor allem, wenn man sich für das Highlander-Format interessiert.

Casual ist schwer
Casual wird gerne mit einfach gleichgesetzt. Dabei ist auch „zum Spass“ das Spiel immer noch das gleiche, es gelten die gleichen Regeln (gut, manchmal mehr oder weniger). Alles, was man im Freizeitspiel lernt, kann man auch für Turniere gebrauchen. Manchmal entstehen sogar Situationen, die in Turnieren praktisch nicht vorkommen können, da die Karten nicht gespielt werden. Schwierig ist es, wenn man mit Spielern spielt, die die Regeln nicht so gut können, was vor allem daran liegt, dass kein Judge anwesend ist. Und da kein Judge dabei war – teste dein Regelwissen im folgenden Beispiel: geht das eigentlich, was hier passiert (real passierte Spielsituation)?

Spieler M beschwört eine Belltower Sphinx. Wir erkennen sofort, dass es sich um ein Casual-Beispiel handelt, da Belltower Sphinx noch nie in einem Turnierdeck gespielt wurde. Spieler E besitzt einen Tempting Licid und eine Thran Forge und aktiviert letztere auf die Sphinx um sie dann über ein gespieltes Copy Artifact zu kopieren. Spieler M zieht zwei Runden später ein Cytoshape und greift an. Spieler E blockt die Sphinx mit dem Copy Artifact und Spieler M hat nichts besseres zu tun, als das Cytoshape direkt zu nutzen, um aus dem Copy Artifact bis zum Ende des Zugs auch einen Licid zu machen. Dieses aktiviert nun E und rettet es (als Aura) auf den originalen Licid. Das Ergebnis: ein getapptes Copy Artifact, dass bis zum Ende des Zugs ein Tempting Licid ist, das zur Abwechslung als Aura unterwegs ist.

Solche Spielsituationen kommen im Freizeitspiel häufiger vor. Natürlich hätte Spieler M auch effizienter spielen können, aber Spiele zum Spass verzeihen solche Fehler. Ich will auch nicht verraten, wer Spieler M ist…

Meine Sicht von Casual Magic ist falsch
Wie ich eingangs schon sagte, habe ich beim Schreiben was gelernt – meine Sichtweise der Trennung in Turnier- und Freizeitspieler ist, wie mehrfach angedeutet, falsch. Es gibt keine zwei getrennten Gruppen, sondern eher eine „Interesseskala“, die von Freizeitaktivität bis Turnierteilnahme reicht, und auf der jeder Spieler nach seinen Möglichkeiten einen für ihn interessanten Bereich abdeckt.
Einen passenden Spieler findet man zum Beispiel dadurch, dass man auf dieser gedachten Skala einen überlappenden Bereich mit einem anderen Spieler findet.

Was beim Turnier relativ einfach ist (wenn sich einmal genug Leute angemeldet haben *räusper*), nämlich einen Gegner für die nächste Runde zu finden, stellt sich beim Freizeitspiel eventuell als grösseres Problem dar. In der Welt mit dem Geruchs- und Tastsinn (dieses allgemein als „Real Life“ beschriebene Konzept) einen Spieler mit Freizeit zur gleichen Zeit, am gleichen Ort zu finden, der auch noch eine passende Interessenlage mitbringt, klingt in der Theorie nahezu unmöglich.

Darum wandern vielleicht auch Spieler in die Onlinewelt ab (MTGO und ähnliche Software), in der die Entfernung keine Rolle mehr spielt und man auch nachts um vier spielen kann. Aber letztlich ist es nur eine Variante des Freizeitspiels. Ebensogut liesse sich die zeitliche Komponente (Briefmagic ist schwierig umzusetzen) oder, und das ist mit Pappkarten häufiger der Fall, die Interessenkomponente anpassen. Anpassen – hier schon wieder negativ gebraucht – einer spielt nicht unbedingt das, was er spielen will.

Haben sich dann doch mal Spieler gefunden, dann gibt es so viele Varianten (das wird Thema des nächsten Teils), dass diese den Turnierformaten entsprechen. So wie es Turnierartikel für Extended gibt, mit denen ein Drafter nichts anfangen kann, sind die Unterschiede zwischen Emperor und free-for-all gravierend. Ein Deck, dass ich für ein Two-Headed Giant gebaut habe, kann vielleicht im Duell kaum ein Spiel gewinnen. Besonders Multiplayerformate sind beliebt im Freizeitspielerbereich und haben ihre eigenen Probleme (siehe trischais Blogreihe dazu [4]). Was die Casual-Formate angeht, lasse ich mir konkrete Beispiele einfallen und komme im dritten Teil (Metagame) darauf zurück.

[1] Mark Rosewater: Timmy, Johnny and Spike
[2] Mark Rosewater: Timmy, Johnny and Spike Revisited (Test)
[3] Andreas Pischner: 10 gute Vorsätze für Casual Players
[4] trischai: Multiplayerprobleme

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