Bonne annee, bonne chance

„Frohes Neues“ ruft man sich zu und es klingt so wie „hoffentlich hast du nicht zuviel gesoffen“ wenn man gefragt wird, ob man gut rübergekommen ist.

Echt!

Es ist eine komische Zeit jetzt gerade – es erscheinen kaum Artikel.

Die offizielle Seite (Wizards) zeigt eine Wiederholung als „Best of 2007“, als ob die Autoren jetzt zwei Wochen frei hätten.

Im Paradies trifft man warscheinlich auch Leute, die man nicht leiden kann. – Conrad Ferdinand Meyer

Ja, als ob sie die Artikel direkt veröffentlichen würden. Die haben mit Sicherheit auch einen mehrtägigen Vorlauf. Wenn sie jetzt frei hätten (was ich wie angedeutet bezweifele) dann müssten in einigen Tagen eben keine Artikel erscheinen, oder aber mit einem Aktualitätsgrad der dem vor den Weihnachtstagen entspricht. Oder sie wären schon mitte Dezember in den Skiurlaub gefahren und jetzt hat man nichts mehr zu veröffentlichen.

Dabei konnte man gerade an diesen Tagen gepflegt Magic Online spielen. Auch Ben Bleiweis hätte das machen können. Eine Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln und darüber zu schreiben.

Die Server waren mehr oder weniger stabil und irgendwie fürchte ich mich vor der Version III, die in den Startlöchern steht. Momentan „läuft es“ wie man beim Computer sagen würde. Wird dann Draftcap noch funktionieren? Was wird aus Couchdraft?

Beim eigenen Rechner schreckt man auch vor Änderungen zurück. Klar, man wollte immer mal mehr Rechenleistung oder eine neue Grafikkarte einbauen, aber dann ist man wieder froh, dass es gerade wieder mal funktioniert und denkt sich „Never change a winning team!“. Immer wieder beliebt: Rechner aufrüsten in der Klausurperiode. Kann nichts, wenn plötzlich die klausurrelevanten Unterlagen weg sind, das Internet nicht mehr geht. Panik.

Ein Bekannter von uns hat sich so seine D-Box abgeschaltet. Eigentlich lief alles wie geschmiert und dann schmierte er weiter und sie schmierte ab. Angeschmiert.

Nun ist es ja oft so, dass man Geschichten erzählt bekommt – oder eventuell auch selbst erzählt – in denen der Protagonist etwas falsch macht. Das D-Box Beispiel zeigt es doch, oder denkt einfach an die Scrubberia, die immer wieder von Magic-Bauern erzählt wird.

Klar würde man auch gerne von seinen genialen Plays erzählen aber oft sind sie so selbstverständlich, dass man sie selbst nicht mehr als so genial wahrnimmt; so ist es doch, jedenfalls wenn man schon eine längere Zeit gespielt hat. Also erzählt man lieber von den Bad Plays. Der Gegner. Klar…

Es ist eventuell so, dass diese schlechten Nachrichten (Journalisten wissen es bestimmt längst) einen stärkeren Reiz haben als gute Nachrichten. Man hört sich lieber an, wie jemand etwas Falsches gemacht hat, als dass wir aus einer guten Story etwas lernen. Denn am Ende ist es für den Zuhörer ein Lernprozess. So wird es nicht gemacht.

So wie mit dem Kater. Zuviel gesoffen, ganz klar, und am nächsten Tag nicht mehr klar geworden. Schadenfreude lässt grüssen. Würde man selbst nie machen.

Menschen sind irgendwie so. Und damit sind wir wieder zurück auf Anfang. „Frohes Neues“ und ich muss mich fragen, warum er denkt ich hätte mich besoffen…


Wie schon zu oft, beispielsweise im zweiten Semester ,als ich die mikroökonomischen Zusammenhänge auf Magickartenhandel bezog, denke ich unwillkürlich an Magic, denn da ist die Gemeinschaft eine ähnliche.

Machen wir uns nichts vor. Wer einen Hang zum Händchen-halten hat, braucht sich nicht an die Schulter anderer Magic-Spielern zu lehnen. Die Natur des Spiels ist es, sich gegenseitig kaputt zu machen (man spricht in den Regeln dezent von Lebenspunkten). Also ist es kein Wunder, dass es sich auch auf die Spieler und ihren Umgang miteinander ausweiten kann.

Nun gibt es aber immer Solche und Solche, also soziale und unsoziale Zeitgenossen. Solche, die sich wirklich freuen, einen wieder am Spieltisch zu sehen oder sich auch mal gepflegt unterhalten können (und mit denen man sogar mehr machen würde als nur Karten zur Seite zu drehen), und welche die es nicht mal mitbekommen, dass eine auf Kohlenstoff basierte Lebensform gerade auf der anderen Seite des Tisches Platz nahm. You will be assimilated.

Letzten Freitag im Drachental hatte ich ein ganz sonderbares Gefühl – es waren so viele bekannte Leute da, die ich vor einem Jahr (als ich noch viel aktiver in der FNM-Szene unterwegs war) noch gar nicht so gut kannte.

Das Motto der FNM „Meet some friends“ bekommt eine Bedeutung. Man lernt sich kennen und bildet so etwas wie eine Gemeinschaft. Mal gewinnt der Eine, dann der Andere und manchmal auch man selbst. Um Ratingpunkte oder Qualifikationen geht es nicht.

Wenn es dann doch um Ratingpunkte oder Qualifikationen geht?

Wie sieht es dann aus?

„Frohes Neues“? Oder wird für den „FNM-Freund“ auch gedrawt…

Und wieder sind wir am Anfang, jeder ist sich selbst der Nächste und ich wünsche meinem Gegner noch „viel Glück“ oder auch „bonne chance“ wenn er denn Franzose ist und los gehts -aber eigentlich meinte ich mit „viel Glück“, dass er den Mulligan auf fünf on the play machen muss?! Bin ich auch so einer?


TobiH sagt in seinem Jahresrückblick etwas davon, dass immer wieder die gleichen Namen an der Spitze der Turniere auftauchen und man daher davon ausgehen kann, dass Magic mehr Skill als Glück benötigt.

Davon würde ich auch gerne ausgehen, aber der Schluss ist schon so provokant einfach, dass man ihn genauer untersuchen müsste. Warum stehen da immer wieder die gleichen Namen?

Komisch, dass mir das in diesem Zusammenhang einfiel, als ich den Artikel aus September 2001 von Weltmeister Uri Peleg (habt ihr bestimmt auch direkt dran gedacht bei „immer dieselben Namen“) mit dem Titel „Intentional Draws And Unintentionally Silly Drafts“ las.

Uri bestätigt durch seine „ich habe Invasion Drafts satt“ Einleitung die Geschichte mit den schlechten Nachrichten, aber dann kommt er auf den Punkt der Intentional Draws und welche Auswirkung sie auf den Turnierverlauf haben.

Seine Kernaussage lese ich so, dass soziale Faktoren eine Rolle spielen können, wer in die Top8 drawen kann und wer nicht. Obwohl sein Artikel nicht besonders lang ist, hier nochmal die Situation:

Uri und Kai sind befreundet, Tal ist der aussenstehende Dritte. In den Israelischen Nationalmeisterschaften spielen die drei gegeneinander. 2000 wurden Uri und Tal gegeneinander gepairt. Kai bittet Uri darum, nicht mit Tal zu drawen damit er eine Chanche auf die Top8 hat (und da Uri und Kai gewinnen, schaffen sie beide Top8).

Ein Jahr zuvor (Israelische Nationals 1999, wer erinnert sich?) wurden in ähnlicher Situation Uri und Kai gegeneinander gepairt und drawten sich in die Top8, Tal hat die beiden nicht gefragt, da sie wegen einer unbefreundeten dritten Person wohl auch nicht auf das ID verzichtet hätten.

Warum lese ich einen sechseinhalb Jahre alten Artikel vom aktuellen Magicweltmeister? Weil am 31.12. und am 2.1. neue Artikel von ihm erschienen sind, während auf der offiziellen Seite weiterhin beamtentaugliche „Best Of“ Wochen sind. Weil zumindest mir der Name bislang nicht geläufig war und er abgesehen von fünf Beiträgen über diesen Zeitraum auch kein regelmässiger Autor ist. Sein Name war mir auch in den Top8 der Weltmeisterschaften nicht als Favorit aufgefallen.

Aber das widerlegt nicht, dass man Skill (man möge mir bitte verzeihen, dass mein Deutschskill für eine passende Übersetzung nicht ausreicht) braucht um zu gewinnen. Ganz im Gegenteil, es geht nicht nur um Spielskill sondern auch um soziale Fähigkeiten. Nähme man diese aus dem Spiel und reduzierte es auf ein abstraktes Denkmodell, dann entschieden alleine die Pairings und Spielergebnisse über den Ausgang des Turniers.

Die Spielergebnisse (als prozentuale Gewinnwarscheinlichkeit eines Matchups, dass per Pairing „zufällig“ herbeigeführt wird) würden dabei noch mit der Fähigkeit der beiden Spieler beeinflusst (geben wir schlechten Spielern einen Abschlag auf ihre Gewinnwarscheinlichkeit) – schon wird ein Turnier zu einer berechenbaren Angelegenheit.

Dies vernachlässigt aber verschiedene andere Einflussfaktoren.

Intentional Draws, wie Uris Beispiel zeigt, sind eine unberechenbare Grösse, an die sich Spieler schon gewöhnt haben (folgere ich aus den selbstverständlichen ID-Überlegungen auf jedem grösseren Turnier). Manchmal wird durch die Pairings ein grosser Einfluss auf das Turnier genommen. Dies ist schwieriger nachzuvollziehen, aber wem es schon mal passiert ist, dauernd gegen Rogue Decks gepairt zu werden, während rechts und links die „guten Matchups“ gespielt werden, weiss, worauf ich hinauswill.

Einfacher gesagt kann sich auch ein „glücklicher“ Spieler durch entsprechende Pairings in die Top8 befördern, wenn er immer gegen die Decks gelost wird, gegen die er ein gutes Spiel hat.

Da muss man beinahe glücklich sein, immer dieselben Namen in den oberen Rängen zu lesen. Bei ihnen greifen wohl die sozialen Fähigkeiten, sich ab eines gewissen Punktestands in die Top8 reindrawen zu können, etwas, das Neulingen schwieriger möglich ist, selbst wenn man ihren sozialen Status („Das ist ein Noob, gegen den gewinn ich doch sicher!“) berücksichtigt.

Aber ab und zu gibt sie ja doch noch, die es beim ersten Grand Prix oder Pro Tour (oder Weltmeisterschaft, Mister das Kind!) in die Top8 schaffen und von einem „Noob“ zum „bekannten Namen“ werden. Sollte man diese IDs also abschaffen, oder sind sie Teil des Magic-„Skills“?

Frohes Neues! Hoffentlich seid ihr gut rübergekommen…

4 Gedanken zu „Bonne annee, bonne chance“

  1. Erstmal auch Frohes Neues und ja: Ich habe (auch) böse einen sitzen gehabt und war um 6 aus dem Vlub raus 😉

    Was die ID’s angeht: Ich habe mich zwar schon daran gewöhnt, aber ich finde, das hat relativ wenig mit einem Spiel zu tun. Kennt sonst noch jemand ein Spiel, bei dem man absichtlich unentschieden spielt (ohne dafür bestraft zu werden, Herr Hoyzer)?

    Entweder gewinnen oder verlieren. SO „muss“ das sein 😉
    Im Ernst: Ich finde ID’s sind bisher geduldet, eine Änderung würde viel Aufruhr erzeugen, finde aber, dass grundsätzlich gelten sollte, dass der „Bessere“ gewinnt und dementsprechend Partien ausgespielt werden sollten.

  2. und was ist das problem an dem beispiel isreal?
    jetzt mal ernsthaft, der typ der letzte runde verloren hat, hatte halt nicht genug runden gewonnen, um t8 zu machen. So siehts doch nunmal aus.
    klar hatte er pech, dass er nicht drawen konnte. aber es werden auch mal leute runtergelost. die jammern dann halt, wenn sie verlieren, aber so gehts im leben. er haette auch einfach eine runde mehr gewinnen koennen und gut ist.

    das ist btw auch kein magic-spezifisches problem. sieht man bei profi-sportarten genau in der form. team A schon fuer die final phase der championsleague/euro meisterschaft/WM/was auch immer qualifiziert? auf einmal spielen stars nicht oder werden nach 50 minuten ausgewechselt, damit sie sich ja nich verletzen.
    das ist doch im endeffekt genau dasselbe und einfach nicht verhinderbar.
    jeder spieler/jedes team muss fuer sich selbst sorgen. wenn man im vorfeld zu viel verliert und dann auf die gunst anderer angewiesen ist, haette man halt mehr gewinnen muessen.
    hab auch mal auf einem GP letzte runde gespielt, weil der italiener (stefano fiore) ein gutes deck gegen mich in den t8 hatte. ich hab ihn halt rausgehauen. gegen die meisten anderen haette er sicher drawen koennen. dumm gelaufen, hat er mir auch beim naechsten turnier nicht mehr krumm genommen. pech gehabt halt, das leben geht weiter.

  3. Skill=Fertigkeit

    @Schlussfrage:
    Ich glaube die stellt sich gar nicht.
    Ich wüsste keine praktikable Möglichkeit, wie man das verhindern könnte.

  4. @Kai: es geht darum, dass es bei dem israelischen Beispiel nicht um die Person selbst geht (die Person, die den Draw macht), sondern um eine dritte Person.

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